Anatomie
Der Harnapparat setzt sich aus den Nieren, den Harnleitern, der Harnblase, der Harnröhre und der Harnröhrenmündung zusammen.
Die Aufgabe des Harnapparats besteht in der Bildung und anschließenden Ausscheidung des Urins. Der Harnstoff wird durch die Nieren aus dem Blut gefiltert. Diese bilden im Anschluss den Urin, der durch die Harnleiter bis in die Harnblase weitergeleitet wird, einem Hohlorgan, in dem der Urin gesammelt wird. Von dort wird er anschließend durch den Organismus bei der Miktion über die Harnröhre und die Harnröhrenmündung nach Außen geleitet.
Was ist ein Harnwegsinfekt?
- Ein Harnwegsinfekt betrifft einen oder mehrere Bereiche des Harnsystems. Man spricht entweder von einer Urethritis (Infektion der Harnröhre), einer Zystitis (Blasenentzündung) oder einer Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung)
- Der am häufigsten ursächliche Keim (80 % der Fälle) ist ein aus dem Darm stammender Keim: das Bakterium Escherichia coli
- Es ist eine häufige Erkrankung bei Frauen und Männern (ab einem Alter von 50), häufig infolge einer Prostatahypertrophie
Wie fühlt sich ein Harnwegsinfekt an?
Ein Harnwegsinfekt manifestiert sich durch:
- Bauchschmerzen, Schmerzen im Unterleib und im Lendenbereich
- Brennen beim Urinieren
- häufiger Harndrang mit kleinen Urinmengen
- Fieber und Schüttelfrost
- dunkler, trüber und stark riechender Urin
Welche Untersuchungen gibt es?
- Die Diagnose eines Harnwegsinfekts erfolgt im Rahmen einer klinischen Diagnostik, gefolgt von einer Urinuntersuchung
- Blutkulturen zur Abklärung einer Sepsis (Eintritt von Bakterien aus der Haut ins Blut) sowie zum Nachweis des verantwortlichen Erregers, um die Antibiotikabehandlung anzupassen
- Zum Ausschluss bestimmter Differentialdiagnosen, kann der Arzt folgende Untersuchungen anordnen:
- Nieren-Sonografie
- Computertomografie des Bauches
Welche Behandlungen gibt es?
Die Behandlung basiert auf einer Antibiotikatherapie, die sich gegen den hauptursächlichen Keim Escherichia coli richtet, anschließend wird sie je nach Ergebnis der Urinuntersuchung angepasst.
Die Antibiotikagabe erfolgt auf intravenösem oder oralem Weg.
Je nach klinischem Zustand, kann überdies eine medikamentöse Schmerz- oder Fieberbehandlung erfolgen.
Die Behandlung schließt eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr auf intravenösem und/oder oralem Weg sowie Ruhe während einiger Tage mit ein.
Im Falle einer Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung) ist eine stationäre Behandlung notwendig:
- Keine Besserung innerhalb von 72 Stunden nach Beginn der oralen Behandlung
- Schwere Allgemeinsymptome (Beginn einer Sepsis oder sogar eines septischen Schocks)
- Ein sozialer Kontext, der eine Überwachung der Behandlung nicht gewährleistet
Welche Präventionsmöglichkeiten gibt es?
Die wichtigsten Vorbeugemaßnahmen sind:
- mehr als 1,5 Liter pro Tag trinken
- Durchführung vollständiger Miktionen in einem entspannten Zustand
- Reinigung der Vagina mit einer sanften Seife
- sorgfältige Reingung nach dem Stuhlgang
- Vorbeugung von Verstopfung
- mit dem Toilettenpapier von vorne nach hinten wischen
- zu kräftige Reinigung des Intimbereichs vermeiden
- unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr urinieren
- Vermeidung von engen Hosen und synthetischer Unterwäsche, da dies die Transpiration und die Vermehrung der Keime begünstigt